E-Café "Verschwörungserzählungen und der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken"

Veranstaltungsbericht, 19.02.2021

Auf Einladung nahm ich am 19.02.2021 an einem elektronischen Café zum Thema Verschwörungserzählungen teil. Nach einer ausführlichen Hinführung zum Thema durch den Moderator Prof. Dr. Vladimir Shikhman von der TU Chemnitz, erläuterte ich in meinen Input zunächst den begrifflichen Unterschied zwischen Verschwörungstheorie, -mythos, -ideologie und -erzählung. Es ist wichtig, aufzuzeigen, dass der gängige Begriff "Verschwörungstheorie" eigentlich irreführend ist. Er gibt vor, eine theoretische Grundlage zu haben, die wissenschaftlichen Standards entspricht.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellt unsere Demokratie vor besondere Herausforderungen, da Krisen und unsichere Zeiten zur Verbreitung von Fake News und kruden Verschwörungserzählungen beitragen. Viele Corona-Proteste der letzten Monate zeichnen sich durch die Bildung einer Querfront verschwörungsideologischer und rechter Akteure aus, die gezielt Verschwörungsideologien und Falschinformationen vor allem mittels sozialer Medien verbreiten. Es ist zu beobachten, dass Verschwörungserzählungen seit Beginn der Pandemie anschlussfähig in der Mitte der Gesellschaft geworden sind. So berichtete ich von meinen Beobachtungen auf den Anti-Corona-Demos im November in Leipzig und in Berlin. Besonders bei dem Versuch von Demonstranten in den Bundestag einzudringen und dem Schwenken von Reichskriegsflaggen war die Vereinnahmung und Radikalisierung der Corona-Proteste für alle Beteiligten deutlich geworden. Die klare Abgrenzung und der konsequente Ausschluss rechter Akteure von den Demos fehlen bis heute. Auch in Chemnitz gab und gibt es Beispiele, bei denen diese Entwicklung zu beobachten ist.

Doch in der Corona-Pandemie braucht es Solidarität statt Spaltung, Wissenschaft statt Mythos. Denn Freiheitsrechte sichert man durch demokratische Beteiligung, Transparenz und Debatten - nicht durch das Paktieren mit Rechtsextremen, die Grundrechte abschaffen wollen.

Ich versuche bei den Begegnungen, so lange wie möglich den Dialog zu suchen und gesprächsfähig zu bleiben. Elementare Werte wie Respekt, Zuhören und Ausreden lassen gehören dabei zu meinen Grundsätzen. Grenzen sind erreicht, wo bei entschiedenen Corona-Leugnern aufgrund eines abgeschlossenen Weltbildes ein konstruktives Gespräch nicht mehr möglich ist oder rassistisch und rechtsextrem argumentiert wird. Im anschließenden Gespräch mit dem Publikum nahm ich mir die Zeit, alle Fragen rund um Corona, Masken und zum Umgang mit der AfD im Parlament zu beantworten.