Brief an Deutsche Bahn: Letzter ICE von Berlin nach Leipzig zur Sandmännchenzeit ist indiskutabel

Pressemitteilung, 04.02.2014

Die Streichung der Abendverbindung um 20:52 (ICE 893) zwischen Berlin und Leipzig zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 macht Bahnfahren unattraktiver. In einem Brief an den Fernverkehr der Deutschen Bahn fragen die Leipziger Bundestagsabgeordnete Monika Lazar und der sächsische Bundestagsabgeordnete und Sprecher für Verkehrspolitik, Stephan Kühn, nach den Hintergründen der Entscheidung. Dazu erklären die beiden grünen Abgeordneten:

„Der Jahresfahrplan 2014 hatte für Fahrgäste zwischen Berlin und Leipzig eine unangenehme Überraschung parat: Die bisherige Abendverbindung um 20:52 Uhr ist montags bis donnerstags entfallen. Seit Mitte Dezember fährt der letzte durchgehende Fernzug bereits um 18:52 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof. Wer danach von der Spree an die Weiße Elster will, für den heißt es jetzt in Bitterfeld in Nahverkehrszüge umzusteigen und dort Wartezeiten bis zu 31 Minuten in Kauf zu nehmen. Daneben bestehen auch Nahverkehrsverbindungen mit Umsteigen in Dessau.
Wir halten es für die völlig indiskutabel, bei einer so nachfragestarken Fernverkehrsverbindung wie Berlin – Leipzig zur Sendezeit des Sandmännchens den Betrieb einzustellen.
Seitdem die Fahrzeit zwischen der Bundeshauptstadt und der sächsischen Messestadt auf etwas mehr als eine Stunde zusammengeschrumpft ist, hat es einen regelrechten Nachfrageschub gegeben. Es ist volkswirtschaftlicher Unsinn, nach dem Ausbau der Anhalter Bahn auf 200 km/h für rund 1,6 Milliarden Euro das Angebot zusammenzustreichen. Notwendig wäre ein weiterer Ausbau des Fernverkehrsangebots gerade in den Abendstunden.
Mit der Streichung des Abendzuges macht die DB die Verbindung gerade für ihre treuesten Kunden – die Pendler  - wieder unattraktiver. Der Fahrgast, dem die Spätverbindung fehlt, kehrt der Bahn möglicherweise ganz den Rücken und steigt wieder auf das Auto um.
Auch vor dem Hintergrund der 2015 bzw. 2017 anstehenden Inbetriebnahme der Neubaustrecke Halle/Leipzig – Erfurt – Nürnberg wirkt die Angebotspolitik der DB sehr irritierend. Wir sind bisher davon ausgegangen, dass DB Fernverkehr das Angebot auf dieser Fernverkehrsachse ausweiten will.“