Dem krisenbedingten Anstieg Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entgegenwirken

Pressemitteilung, 03.12.2010

Zur heutigen Vorstellung der aktuellen Ergebnisse der Studie "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – Eine Langzeituntersuchung" von Prof. Wilhelm Heitmeyer erklärt Monika Lazar, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus:

Politik und Wirtschaft sind dringend aufgefordert, dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegen zu wirken, um einen weiteren Anstieg Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und allgemeiner gesellschaftlicher Entsolidarisierung zu verhindern.

Es überrascht nicht, dass seit 2009 der Anteil jener, die sich durch die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen bedroht fühlen, von 47 auf 53 Prozent signifikant gestiegen ist. Wer sich von der Krise bedroht fühlt, neigt insgesamt eher zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Diese gefühlte Bedrohung schlägt sich auch in aggressiven Stimmungen nieder. Rund 34 Prozent derjenigen, die sich bedroht fühlen, sind der aktuellen Studie zufolge zornig, da sie so unter Druck stehen.

Auffallend ist laut Heitmeyer die Entwicklung in den oberen Einkommensgruppen: Bei den Besserverdienenden steigt der Anteil derjenigen, die meinen, weniger als ihren gerechten Anteil zu erhalten – groteskerweise trotz der „anhand objektiver Daten gemessenen Umverteilung von unten nach oben“. Diese Positionen gehen einher mit deutlicher Ablehnung „volkswirtschaftlich Nutzloser“ (Arbeitslose und Obdachlose).

Wer wie Westerwelle von „anstrengungslosem Wohlstand“ der Hartz IV-Empfänger phantasiert, fördert diesen fatalen Trend zur Abwertung sozial Schwacher. Für uns Grüne ist soziale Gerechtigkeit kein Lippenbekenntnis. Die Krisenlasten können nicht länger nur von den sozial Schwachen getragen werden.

Besorgniserregend ist auch der deutliche Anstieg von Islamfeindlichkeit und Antisemitismus. Dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf hohem Niveau stabil geblieben sind, bietet keinen Anlass zu jubeln. Erfreulich ist hingegen der Rückgang von Sexismus und Homophobie – allerdings bleibt auch auf diesem Feld noch viel zu tun.