Scheiden tut weh

Pressebericht, Berliner Zeitung, 28.06.2011

Dies gilt in besonderer Weise für Rentnerinnen aus dem Osten, deren Ehe vor 1992 aufgelöst wurde. Ist ihre Berufslaufbahn in der DDR lückenhaft, weil sie etwa ihre Kinder zu Hause großgezogen haben, müssen diese Frauen heute oft mit wenig Geld auskommen. Ein kleiner Verein kämpft für ihre Rechte.

Leipzig. Es gibt ein Detail bei dieser Protestveranstaltung, das zeigt, wie es um die Schlagkraft der Protestierenden bestellt ist. Nicht einmal für ein Pult hat es gereicht. Als Ute Lauterbach vom "Verein der in der DDR geschiedenen Frauen" auf dem Augustusplatz vor dem Leipziger Gewandhaus ihre Wutrede hält, fliegen schon nach weinigen Minuten die Manuskriptseiten auseinander. Ein wenig Improvisation, dann findet sie, was sie sucht, den Brief von Frau Merkel...

...Von ihrem Ex-Mann bekommt die Rentnerin keine Unterstützung. „Der lebt auf hohem Niveau, kann sich Reisen leisten", sagt sie. „Doch ohne meine Unterstützung hätte er all seine Rentenpunkte gar nicht sammeln können."...

Monika Lazar, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion hält solch eine systematische Benachteiligung der in der DDR Geschiedenen für „untragbar und abwegig". Einerseits seien ihnen nach der Wende alte Rentensicherheiten genommen, andererseits aber ausgleichende Regelungen wie der Versorgungsausgleich verwehrt worden. „Die Rentenüberleitung im Zuge der Deutschen Einheit war kompliziert", sagt Monika Lazar. „Man verschob daher manche Regelungen auf später - und vergaß sie dann ganz." Sie wirft CDU und FDP vor, auf eine „biologische Lösung" des Problems zu warten: „Ich empfinde das als Schande für unsere Politik und die gesamte Demokratie."... [lesen]