Hip-Hop mit Braunton

Pressebericht, Der Tagesspiegel, 19.07.2011

Rechtsextreme Bands nutzen den Musikstil, um NS-Propaganda zu verbreiten - auch wenn sie ihn eigentlich verachten

Berlin - Sie heißen "n’Socialist Soundsystem", "Natürlich" oder "Sprachgesang zum Untergang" - und irgendwie scheint da etwas in Mode zu kommen. Neue Hip-Hop-Bands, nur eben welche von Neonazis. "Ja, die gibt es", erläutert die Internetplattform "Netz gegen Nazis" einem womöglich noch staunenden Publikum:
"Sie stehen für die anhaltende Modernisierung der rechtsextremen Szene und sorgen für Gesprächsstoff - auch innerhalb der Neonazi-Bewegung."

Dabei ist das Phänomen nicht völlig neu. 2003 legte die Dessauer Band "Dissau Crime" ihr Erstlingsalbum "Zyklon D" auf, mit Liedern gegen die "verfickte Drecksgesellschaft", in der "ja doch nur die Kohle" zähle, und "alle Bonzen-, Millionärs- und Drecksgesichter". Oder ",SS’ heißt Schutzstaffel, ich sage ,Heil Dissau’". Ausweislich des Internetauftritts der Band wurde das Album 2005 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, Aufführung, Vertrieb und sogar der Besitz seien strafbar. Die Landeszentrale für politische Bildung in Brandenburg warnte unter Hinweis auf "Dissau Crime" davor, die Entwicklung zu unterschätzen und die Gefahren etwa unter Hinweis auf fehlendes musikalisches Können herunterzuspielen. Schließlich habe auch der herkömmliche Rechtsrock - Bands wie die "Böhsen Onkelz" oder die Neonazi- Stars von "Landser" - mit "sehr fragwürdigen musikalischen Qualitäten begonnen"... [lesen]