Riskante Entscheidung über Bundesliga-Geisterspiele

Pressemitteilung, 06.05.2020

Monika Lazar, Sprecherin für Sportpolitik, und Erhard Grundl, Mitglied im Sportausschuss zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Fußball-Bundesliga: Geisterspiele der Bundesliga schon im Mai kritisch

Der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität ist verständlich. Die Entscheidung der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten und der Bundeskanzlerin, Geisterspiele der Bundesliga noch im Mai wieder zuzulassen, sehen wir jedoch weiterhin kritisch.

Zum einen ist nicht nachvollziehbar, wieso dem Profifußball eine „Extra-Stadionwurst“ zugesprochen wird: Während besonders exponierte Berufsgruppen wie etwa Pflegerinnen und Pfleger in Pflegeheimen immer noch nicht ausreichend auf COVID-19 getestet werden, wird genau dies nun bei Profifußballern praktiziert.

Zum anderen steht das DFL-Konzept weiterhin auf wackeligen Beinen. Wenn sich ein Profi infiziert, soll demnach nur der betreffende Spieler in Quarantäne. Es obliegt aber den Gesundheitsämtern über Quarantäne-Maßnahmen zu entschieden, sie können auch Quarantäne für ein ganzes Team anordnen und damit den Spielbetrieb der gesamten Liga praktisch beenden. Die Vorfälle bei Hertha BSC zeigen außerdem, dass das Konzept in der Praxis teilweise nicht umgesetzt wird. Nach der Posse um die kritischen Äußerungen von Birger Verstraete beim 1. FC Köln ist außerdem fraglich, ob die Bedenken und Sorgen der Spieler in ausreichendem Maße berücksichtigt werden.

Für den Amateurfußball wird der Wettkampfbetrieb wohl noch länger eingeschränkt bleiben müssen, da beim Kontaktsport Fußball die gebotenen Abstandsregeln nicht eingehalten werden können. Ausnahmeregeln für den Profifußball bezüglich der weiterhin für die Gesamtbevölkerung geltenden Kontaktbeschränkungen und Quarantäneregeln setzen ein falsches Zeichen.

Jetzt ist es an der Zeit, die Chance zu nutzen, die vollmundig angekündigte Rückkehr der DFL zur Bodenständigkeit zu vollziehen. Wir begrüßen die Ankündigung von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, eine „Taskforce Zukunft Profifußball“ einzusetzen. Um eine weitere Entfremdung vieler Fans von der Bundesliga zu verhindern, muss nun der Dialog auch mit Fanorganisationen gesucht werden. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Abhängigkeit von und gerechte Verteilung der TV-Einnahmen, Bewahrung der 50+1-Regel, Begrenzung von Spielergehältern und Beraterhonoraren, ökologische Kriterien in der Lizenzierungsordnung der DFL, fanfreundliche Anstoßzeiten, Mitbestimmung von Fans, u.v.m.: Themen gibt es zu Genüge!