Olympische Spiele in Sotschi - Es braucht neue Konzepte

Olympia-Resümee, 21.02.2014

Für die Athletinnen und Athleten sind Olympische Spiele der Höhepunkt auf ihrem sportlichen Weg. Die Winterspiele im russischen Sotschi vom 07. bis 23. Februar 2014 sind keine Ausnahme. Trotz zahlreicher Weltcuprennen oder Weltmeisterschaften in den vorangehenden Wintersportsaisons haben Wettkämpfe bei Olympia immer ihren eigenen Wert. Denn Olympia ist kein Nebeneinander von Sportarten, Disziplinen und Wettbewerben, sondern ein sportliches Miteinander, das durch die Werte der Olympischen Charta verknüpft werden soll. In Deutschland erfolgt die Spitzensportförderung des Bundes zielgerichtet auf das Abschneiden des deutschen Teams bei Olympischen Spielen.

Verbändeförderung

In Deutschland ist ein Spitzensport außerhalb des Fußballs und der Profiligen nur mit staatlicher Förderung möglich. Olympische Verbände und Stützpunkte erhalten daher eine jährliche finanzielle Grundförderung. So können Trainings- und Förderstrukturen aufgebaut und Personal für den Leistungssport eingestellt werden. Um Lehrgänge und spezielle Vorbereitungen für Olympia durchzuführen, gibt es darüber hinaus finanzielle Projektmittel. Pro Jahr beträgt die Sportförderung für Verbände und Olympiastützpunkte sowie das Leistungssportpersonal somit knapp 95 Millionen Euro. Leider bleibt bei der Mittelverwendung vieles intransparent, obwohl es sich um Zuwendungen aus Steuergeldern handelt. Das kritisieren wir deutlich.

Weitere Spitzensportmaßnahmen

Zusätzliche Steuergelder fließen in den Sportstättenbau für den Hochleistungssport (17 Millionen Euro). Die Entsendung der Olympiamannschaft nach Sotschi wird aus dem Bundeshaushalt mit drei Millionen Euro bezuschusst. Bei der wichtigen Dopingbekämpfung stellt der Bund lediglich vier Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Die Kosten für die Spitzensportförderung bei Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll werden jährlich mit knapp 40 Millionen Euro angegeben.

Sportwissenschaftliche Einrichtungen

Die sportwissenschaftliche Betreuung des Spitzensports durch das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig sowie das Institut zur Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin lässt dich der Bund jährlich circa zwölf Millionen kosten. Besonders die materialintensiven Wintersportarten wie Bob und Rodeln profitieren von diesem Schub aus Steuergeldern. Jedoch: Wir kritisieren, dass bei dieser Art der staatlichen Sportförderung die Materialvorsprüngen mit immer mehr Steuergeldern erkauft werden müssen. Denn längst konkurrieren im Bobsport die deutschen Steuergelder-Bobs gegen die von der Autoindustrie entwickelten Kufenfahrzeuge anderer Nationen. Das ist sportpolitisch ein Irrweg. Zumal auch kein anderer Staat so wie Deutschland aus Steuergeldern gleich vier Bob- und Rodelbahnen finanziert. Es geht sicher auch eine Nummer kleiner.

Zukunft des Spitzensports

Wir meinen: Die staatliche Spitzensportförderung benötigt moderne Konzepte und sportpolitische Anpassungen. Die Verwendung von Steuergeldern muss transparent und nachvollziehbar sein. Bei einer Fördersumme von derzeit 700 Millionen Euro im vierjährigen Olympiazyklus von Sommer- und Wintersportarten stellt sich zu Recht die Frage nach Effektivität und Effizienz.

Unsere Forderungen:

  • Endlich Konzepte zur Weiterentwicklung der Spitzensportförderung vorlegen
  • Mehr Transparenz in der Sportförderung und jährliche Offenlegung der staatlichen Zuwendungen
  • Abbau von Doppelstrukturen bei den 19 Olympiastützpunkten
  • Mehr Wettbewerbselemente im bisher schematischen Spitzensport
  • Mittelfristiger Umbau der Spitzensportförderung bei Bundeswehr hin zu arbeitsmarktgerechter Ausbildung und Tätigkeit
  • Stärkere Berücksichtigung der Breitensportwirkung der Spitzensportförderung

·····> zum Statement von Monika Lazar (Video)

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