Grüne Reformvorschläge für das Konzept der Spitzensportförderung

Offener Brief, 02.12.2016

Sehr geehrter Herr Dr. de Maizière,

bezugnehmend auf die von MinDir Böhm in der öffentlichen Anhörung zum Thema "Reform der Spitzensportförderung" am 19. Oktober 2016 ausgesprochenen Einladung, jederzeit unsere Anregungen in den Reformprozess einzuspeisen, möchten wir Ihnen auch auf diesem Wege unsere Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge zur Reform der Spitzensportförderung in Kurzfassung mitteilen.

Anlass dafür sind die in der öffentlichen Anhörung des Sportausschusses am 19. Oktober 2016 vielfach geäußerte Kritik am Konzeptentwurf und die Tatsache, dass wir auch von der am 24. November 2016 vorgestellten überarbeiteten Fassung des Konzepts nicht überzeugt sind. Zwar begrüßen wir, dass unsere Forderungen nach einem "doping-, manipulations-, korruptions- und gewaltfreien Sport" Einzug in ein vorangestelltes Kapitel des überarbeiteten Papiers gefunden hat. Dennoch kritisieren wir, dass sich dieses Bekenntnis von Sport und Politik weiterhin nicht im "harten" Kern des Konzepts, etwa in der Attributenliste wiederfindet. Weiterhin bedarf das vorgestellte Konzept aus unserer Sicht einer fundierten Überarbeitung, in die sämtliche Akteur*innen wie Sportler*innen und Trainer*innen umfassend mit einbezogen werden. 

Wir fordern daher:

  • Vom Ziel einer reinen Medaillenmaximierung abzusehen und eine breite gesellschaftliche Debatte anzustoßen, um gemeinsam Ziele einer deutschen Spitzensportsförderung zu entwickeln.
  • Athlet*innen tatsächlich in den Mittelpunkt der deutschen Spitzensportförderung zu stellen und deren Forderungen, wie verbesserte Rahmenbedingungen hinsichtlich der Ausstattung von Stützpunkten und der Qualifizierung von Trainer*innen sowie weitere berechtigte Forderungen intensiv in Hinblick auf deren Durchführbarkeit im Rahmen eines neuen Spitzensportförderkonzepts zu prüfen.
  • Eine deutlich verbesserte Mitsprache von Athlet*innen in sämtlichen Gremien.
  • Deutlich stärkere Anreize für Vereine, Verbände und Stützpunkte, konsistente Angebote einer Dualen Karriere (auch in Zusammenarbeit mit Hochschulen) zu entwickeln, insbesondere auch außerhalb von Bundeswehr, Polizei und Zoll.
  • Deutlich stärkere Anreize für Vereine, Verbände und Stützpunkte zu entwickeln, die Situation (Anstellungsverhältnis, Ausbildung, Weiterbildung, Unterstützung und Kooperation) von Trainer*innen nachhaltig zu verbessern und die Einführung eines Berufsbilds „Spitzensporttrainer“ in die Wege zu leiten.
  • Die Offenlegung der Kriterien, nach denen über die Schließung von Bundesstützpunkten entschieden wird und die Veröffentlichung eines Zeitplans für diese.
  • Die Aufnahme von Kriterien, wie wirksame Maßnahmen gegen Doping, Spielmanipulation, Korruption, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, sexualisierte Gewalt, sowie Maßnahmen für einen umweltverträglichen Sport als maßgebliche Förderkriterien.
  • Die Einbettung der Spitzensportreform in eine „Gesamtkonzeption Sportentwicklung“, in welcher auch die Wechselwirkungen des Spitzensports mit dem Breiten-, Freizeit-, Gesundheitssport, sowie mit der Stadtentwicklung, dem Sportstättenbau und dem Klimaschutz berücksichtigt werden.

Da die genannten Punkte auch im überarbeiteten Papier aus unserer Sicht keinen Eingang gefunden haben, lehnen wir das Konzept in seiner jetzigen Form ab. Gleichzeitig hoffen wir darauf, unsere Kritikpunkte in eine stark überarbeitete Version des Konzepts einbringen zu können.


Mit freundlichen Grüßen,

Özcan Mutlu                             
Monika Lazar