LVZ/MTL, 07.05.2007

Peter Sodanns Bekenntnis
Mehr Teilnehmer beim achten Gedenkmarsch für Opfer der Todesmärsche

Wurzen (ch). Es war Einiges anders beim 8. Gedenkmarsch für die Opfer der Todesmärsche 1945, der gestern von Borsdorf nach Wurzen führte. Die größte Veränderung: Die Organisatoren der Initiativgruppe im Wurzener Netzwerk für Demokratische Kultur zählten mehr Teilnehmer als sonst. Nie waren es weniger als 75 Leute, die auf dem Weg gingen, auf dem die Nazis 1945 Zwangsarbeiter Richtung Osten trieben. An den einzelnen Stationen versammelten sich sogar noch mehr und hörten gedenkende und mahnende Worte. Unter anderem sprach in Borsdorf Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos. Die steigende Teilnehmerzahl mag mit der zweiten Neuerung in Zusammenhang stehen.

Erstmals hatte der Marsch mit Schauspieler Peter Sodann einen Schirmherrn. Der sorgte dann auch für die weitere, wenn auch sehr feine Nuance. „Ich sehe die Diskussion um Demokratie noch etwas anders als Sie“, reagierte Sodann auf die Worte von Monika Lazar, Bundestagsabgeordnete der Grünen. Die hatte zuvor deutlich gemacht, dass es dringend gelte, die bestehenden demokratischen Werte zu verteidigen. Bei knappen kommunalen Haushalten sollte lieber die Sanierung einer Straße verschoben, als der Jugendklub geschlossen werden. Lazar mahnte zur Aufmerksamkeit gegenüber Intoleranz und aufkeimendem faschistischen Gedankengut. Als Beispiele dafür führte sie einen CSU-Bundestagsabgeordneten an, der geäußert haben soll: „Multi-Kulti ist Kuddelmuddel“. Dann wurde der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger kritisiert, der den umstrittenen Amtsvorgänger Hans Filbinger als Gegner der Nazidiktatur geadelt hatte.

Im gleichen Atemzug nannte sie den Muldentaler Landrat Gerhard Gey, der sich jüngst auf ein Gespräch mit Vertretern der NPD einließ (die LVZ berichtete). Lazar charakterisierte das als naiv und fragte sich, wessen „Geistes Kind“ Gey sei. Peter Sodann hakte nicht öffentlich nach, machte mit einem Brecht-Zitat aber deutlich, wo er Lücken in der heute gelebten Demokratie sieht: „‘Und der Arme sagte bleich: Wär‘ ich nicht arm, wärst du nicht reich.‘ Über diese Gesetzmäßigkeit, wird im Bundestag wenig gesprochen“, richtete er seine Worte an Monika Lazar.

Im Dialog mit einigen Bürgern aber nahm er kurz die Kritik an Gerhard Geys Gesprächen mit der NPD auf. „Um etwas zu ändern und kämpfen zu können, müssen wir mit diesen Leuten reden“, so Sodann. Klare Position beziehen, nicht wegschauen, sich bekennen sei dringend nötig. Was das klare Bekenntnis angeht, gab Peter Sodann selbst eins ab: Er habe, wenn es seine Zeit erlaubt, nichts dagegen, weiterhin die Schirmherrschaft des Gedenkmarsches zu übernehmen.

Quelle: LVZ/MTL, 07.05.2007



[zurück]