Kölnische Rundschau, 01.06.2007

Vogelsangs "Anziehungskraft"

VON RONALD LARMANN
VOGELSANG. "Die Burg Vogelsang droht Wallfahrtsstätte für Neonazis zu werden." So drastisch drückt sich die Grünen-Landtagsfraktion in einem Antrag zur lang ersehnten Leitentscheidung aus. Diese Erkenntnis der Grünen basiert etwa auf Besuchen der so genannten "Kameradschaft Aachener Land" im vergangenen Jahr, die nach eigenem Bekunden auch künftig "der Burg Vogelsang ihre Treue unter Beweis stellen will". In einem Fall entpuppten sich die Teilnehmer einer Führung als Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie.

Bislang sind dies nur Einzelfälle, doch ein Ort, der einzig und allein der Vermittlung der NS-Propaganda diente, hat auf solche Personengruppen natürlich eine besondere Anziehungskraft. Das weiß auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar, die jetzt auf ihrer "Tour gegen Rechts" die Burg Vogelsang besuchte. "Eine klare inhaltliche Positionierung ist nötig, um diesen Menschen klare Grenzen aufzuzeigen", erklärte Lazar im Pressegespräch. Die Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextermismus lobte in diesem Zusammenhang die bereits getane Arbeit.

Manfred Poth, Vorsitzender der Standortentwicklungsgesellschaft Vogelsang GmbH versicherte: "Bis auf einige wenige Ausnahmen haben wir die Rechten fern halten können. Das liegt auch an unserer guten Positionierung". Außerdem sei dies ein Ergebnis der klaren Hausordnung sowie der sehr guten Zusammenarbeit mit Staatsschutz und Polizei, erklärte Poth.
Allerdings, so der Aufsichtsratsvorsitzende, halte er nichts von Plänen, die man bei solchen Zwischenfällen aus der Schublade hole. "Jeder Besuch bringt neue Überraschungen mit sich. Wir müssen immer wieder neu lernen, aber die Referenten und Mitarbeiter auf Burg Vogelsang sind gut geschult und auf solche Situationen bestens vorbereitet", erläuterte Poth.

Monika Lazar konnte dies nur bestätigen und schloss sich den Ausführungen des Gastgebers an. In kurzer Zeit sei viel Positives geschaffen worden, lobte die Grünen-Politikerin. "Jetzt müssen wir neben der moralischen Unterstützung für die positive Entwicklung von Vogelsang auch finanziell tätig werden", äußerte die Bundespolitikerin eine in der Region selbstverständliche Erkenntnis. Monika Lazar, Beiratsmitglied im "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt", hat zumindest ihre volle Unterstützung zugesagt, damit auf Vogelsang durch Bildung und Information ein Zeichen gegen Rechts gesetzt werden kann.


 

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