05.04.2006

Deutsche Fußballfelder dürfen keine Nazi-Plattform sein!

Zu den rassistische Äußerungen und Gewaltexzessen rund um den (ost-)deutschen Fußball erklärt Monika Lazar, Leipziger Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus:

Ich verurteile die rechtsextremen, antisemitischen und fremdenfeindlichen Vorfälle auf das schärfste. Als sächsische Bundestagsabgeordnete, aber auch als Fußballspielerin finde ich derartige Ausschreitungen absolut untragbar. Aber Protest allein genügt nicht; wir benötigen klare Konzepte, um den Opfern von Rassismus zu helfen und eine „Re-Sozialisierung“ von Tätern zu ermöglichen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft wird dieses Jahr in Deutschland stattfinden. Darauf freue ich mich. Leider geben viele Vorfälle in den Fußballstadien Anlass zur Sorge. So griffen in Wurzen Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig Polizeibeamte an. Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig bildeten im Block ein Hakenkreuz. Der nigerianische FC Sachsen-Spieler Adebowale Ogungbure wurde von Hallenser Fans bedroht. In Hamburg provozierten Chemnitzer Fans beim Ligaspiel des FC St. Pauli mit „Heil-Hitler-Rufen“. Solche Ereignisse sind keine Einzelfälle, sondern zeigen die unrühmliche Spitze eines großen Eisberges.

Medienberichte konzentrieren sich zu oft nur auf die Täter. Ein Gegengewicht wollen Projekte schaffen, die gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen. Dazu gehört zum Beispiel der Verein „Roter Stern Leipzig“ (RSL). Mit dem Projekt „Der Ball ist bunt“ wollen die dort engagierten Leute für Toleranz auf Leipziger Fußballplätzen werben. Bisher zeigte der Freistaat Sachsen allerdings keine Bereitschaft, diese hochaktuelle Initiative über das Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ zu fördern. Es ist unverständlich, dass die Schlagzeilen über die neonazistische Gefahr noch immer nicht zu einem Umdenken geführt haben. Angesichts der erschreckenden Entwicklung halte ich es für dringend geboten, Projekte zur Demokratieförderung ideell und finanziell zu stärken. Nur so kann Neonazis deutlich gemacht werden, dass sie nicht die Mehrheitsmeinung repräsentieren.

Der FIFA und allen Beteiligten möchte ich für ihr antirassistisches Engagement danken und sage meine Unterstützung zu. Die Maßnahmen, seit dem 1. April erlassenen wurden, sind zukunftsweisend und müssen sich nun in der Praxis bewähren.

 

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