Besuch des Boxrings Delitzsch am 09. Februar 2017

Veranstaltungsbericht, 31.03.2017

Am 09. Februar 2017 besuchte ich den Boxclub Delitzsch e.V., um mich mit den dort ehrenamtlich Engagierten auszutauschen und von den Problemen zu hören, die sie bewegen. Neben Enrico Nürnberger, dem Leiter des Boxclubs, nahm der Leiter des nordsächsischen Kreissportbundes, Sven Kaminski, an dem Gespräch teil.

Herr Nürnberger berichtete von den vielen Kindern mit Migrationshintergrund, die gern zu ihnen kommen, denn hier fühlten sie sich angenommen. Nach dem Training, wenn der Kopf frei ist, kämen die Probleme zur Sprache. Auf dieser Vertrauensbasis hat sich der Verein in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, Sponsoren gewonnen, und ist inzwischen Integrationsstützpunkt mit folgenden Zielen:

- Einbindung von Migranten/innen und sozial schwachen Personen in unseren Alltag durch sportliche Betätigung

- Förderung der Deutschen Sprache, Nahebringen von kulturellen Werten

- Abbau von Vorurteilen zwischen verschiedenen Kulturen und sozialen Stellungen

- Persönlichkeitsentwicklung und Stärkung des Selbstbewusstseins durch positive Erfahrungen und Wertschätzung der Persönlichkeiten


Herr Kaminski betonte die Rolle des Sports in Bezug auf die Freizeitbeschäftigung, aber auch im Kontext von Gesundheit und dem Erlernen sozialer Kompetenzen wie Fairness, Leistungswille, Ausdauer oder nach Niederlagen wieder aufzustehen und weiter zu machen. Jedoch vermisst man immer mehr die Anerkennung von Gesellschaft und Politik. Der Fokus ist auf einige wenige Leuchtturmsportarten gerichtet – nicht nur in den Medien, sondern auch in der Förderung des Sports. Insofern fehlt Nachwuchs bei Übungsleitern, Trainern und anderen Freiwilligen, ohne die der Trainingsbetrieb undenkbar wäre. Generell macht dem Boxring – wie allen Vereinen – der Trend zur Unverbindlichkeit in der Freizeitgestaltung sehr zu schaffen.

Herr Kaminski nannte als ein großes, ungelöstes Problem die Anlage und den Erhalt von Sportstätten, möglichst mit Wettkampfvoraussetzungen. Für Kommunen sei dies eine freiwillige Aufgabe, für Vereine eine unlösbare. Sportstätten für Schulen würden nur ohne Zuschauertribünen gefördert, diese seien aber unabdingbar für ein aktives Wettkampfleben der Vereine, die meistens die Schulsporthallen nutzten. Die Sanierung von Sportstätten sei ein drängendes Problem: Viele Hallen und Anlagen, die noch bis 1990 über die Betriebe erhalten wurden, kämen spätestens jetzt in die Jahre und bräuchten dringend eine Generalüberholung. Bestes Beispiel dafür seien die Trainingsorte des Boxring Delitzsch e.V. in den Räumen des Eisenbahnersportvereins Delitzsch e.V.

Ebenso verhält es sich mit Startgebühren bei Wettkämpfen, Beiträgen zum Landessportbund, zu Landesvereinigungen der einzelnen Sportarten, mit Fahrtkosten zu Wettkämpfen usw. Das alles aus der Vereinskasse zu bezahlen, sei nicht möglich, doch viele junge Talente könnten sich die Beträge gar nicht leisten. Eine finanzielle Anerkennung von Trainern, die Lehrgänge besuchen und zusätzlichen Aufwand auf sich nehmen, liegt unter der Pauschale für eine ehrenamtliche Tätigkeit im sozialen Bereich. Er bezeichnete diese Diskrepanz als nicht vermittelbar. Doch die meisten verzichteten auf die ihnen zustehenden Gelder, um den Freizeitsport zu erhalten und handlungsfähig zu machen. Alle, die so ihren Vereinen die Treue halten, verdienen ein großes Dankeschön!

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