Vor der entscheidenden Haushaltssitzung des Deutschen Bundestages für das Jahr 2016 in der Nacht zu Freitag hat sich die Regierungskoalition "in letzter Minute" entschlossen, doch einen Fonds für die DDR-Dopingopfer einzurichten. "Die damals minderjährigen Opfer des DDR-Zwangsdopings bekommen eine Entschädigungszahlung", erklärten die Grünen-Abgeordneten Monika Lazar und Anja Hajduk. Da der Doping-Opfer-Hilfe-Verein (DOH) von 1000 betroffenen Ex-Athleten ausgeht, erhalte jeder Anspruchsberechtigte rund 10.000 Euro.
"Die Summe ist endlich ein wichtiger, konkreter Schritt, aber auch ein symbolischer Akt, für den der DOH ausdrücklich dankt", sagte DOH-Vorsitzende Ines Geipel dem Sport-Informations-Dienst (sid). Es sei aber nicht allein das Geld. Viele Opfer habe bewegt, welche Worte die Politik angesichts der durchweg schweren Lebenssituationen für sie gefunden hat. "Zugleich gibt es völliges Unverständnis gegenüber dem organisierten Sport, der seinen Opfern weiter jedes Gespräch und jede Unterstützung verweigert", sagte Geipel.
Wiederholte Forderungen
Bei den betreffenden Sportlern handelt es sich um damals oft noch minderjährige Opfer des DDR-Zwangsdopings, die heute unter schwersten körperlichen wie seelischen Schäden leiden. Staatssekretär Ole Schröder aus dem Bundesinnenministerium (BMI) hatte sich bereits Anfang Oktober für die Zahlung der Summe stark gemacht und gefordert, dass auch der organisierte Sport in Deutschland eine ähnlich hohe Summe bereitstellen sollte. Dieser Grundforderung schlossen sich die Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen an.
Bereits im Jahr 2002 hatte es eine Einmalzahlung des Bundes für die Dopingopfer des DDR-Regimes gegeben, die ähnlich hoch ausgefallen war. Damals erhielten 194 Anspruchsberechtigte je 10.500 Euro. 2006 zahlten Bund, das Pharmaunternehmen Jenapharm und Sport 2,5 Millionen Euro. Vom DOSB direkt kamen bislang etwa 500.000 Euro. Der Doping-Opfer-Hilfe-Verein hatte in der Sache zuletzt immer wieder Alarm geschlagen und im Frühjahr vom Bund die Ausstattung eines Akutfonds in Höhe von 32 Millionen Euro gefordert.
asz/ck (dpa, sid)