DDR-Sport: Bund zahlt Doping-Opfern zehn Millionen Euro Entschädigung

Pressebericht, Der Spiegel, 12.11.2015

Nach langen Verhandlungen hat sich der Bund dazu entschieden, zehn Millionen Euro an die Opfer des DDR-Dopings zu zahlen. Der Doping-Opfer-Hilfe-Verein ist zufrieden, übt aber gleichzeitig scharfe Kritik am organisierten Sport.

Aufatmen bei den Doping-Opfern des DDR-Sports: Der Bund zahlt nach langer Debatte zehn Millionen Euro an Entschädigung. Vor der entscheidenden Haushaltssitzung des Deutschen Bundestags für das Jahr 2016 habe sich die Regierungskoalition "in letzter Minute" entschlossen, doch einen Fonds für die DDR-Dopingopfer einzurichten, erklärten die Grünen-Abgeordneten Monika Lazar und Anja Hajduk. "Die damals minderjährigen Opfer des DDR-Zwangsdopings bekommen eine Entschädigungszahlung."

Da der Doping-Opfer-Hilfe-Verein (DOH) von tausend betroffenen Ex-Athleten ausgeht, soll jeder Anspruchsberechtigte rund 10.000 Euro. erhalten. Bei den Sportlern handelt es sich um damals oft noch minderjährige Opfer des DDR-Zwangsdopings, die heute unter schwersten körperlichen wie seelischen Schäden leiden.

Die DOH-Vorsitzende Ines Geipel sagte SPIEGEL ONLINE: "Nach einer lagen Pattsituation ist das endlich ein wichtiger, konkreter Schritt in die richtige Richtung. Und auch der Ton der Erklärung im Bundestag war wichtig für die Opfer." Staatssekretär Ole Schröder hatte sich bereits Anfang Oktober für die Zahlung der Summe stark gemacht und gefordert, dass auch der organisierte Sport in Deutschland Geld bereitstellen sollte. Geipel fand noch deutlichere Worte: "Es ist ein Desaster, dass der organisierte Sport keinen Cent gezahlt hat. Das werden wir auch so nicht hinnehmen."

Grünen nehmen den DOSB in die Pflicht


Dieser Grundforderung schlossen sich die Grünen-Abgeordneten an. "Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) muss nun als Rechtsnachfolger des DDR-Sportsystems ebenfalls Verantwortung übernehmen und seinen finanziellen Beitrag leisten", hieß es in der Mitteilung: "Bisher duckte sich der DOSB in dieser Frage weg. Mit dem nun eingerichteten Fonds ist das nicht mehr möglich."

Bereits im Jahr 2002 hatte es eine Einmalzahlung des Bundes für die Dopingopfer des DDR-Regimes gegeben, die ähnlich hoch ausgefallen war. Damals erhielten 194 Anspruchsberechtigte je 10.500 Euro. 2006 kamen noch einmal 2,5 Millionen Euro dazu. Der DOSB zahlte bislang etwa 500.000 Euro.

ckr/sid

[Quelle: Der Spiegel]